Kunst für alle. »Ich bin Grafikdesignerin und komme aus einem Haushalt, in dem Kunst immer eine große Rolle spielte: Mein Vater war Architekt, mein Onkel Maler. Als ich Kind war, gingen wir oft ins Museum. Dann habe ich viele Jahre als Tagesmutter gearbeitet, aber die Kunst blieb immer eines meiner Kinder. Mein Lieblingskünstler ist Turner, er fängt Stimmungen ein, ohne ins Detail zu gehen. Von den Museen mag ich das Japanische Palais mit seinem morbiden Charme besonders gern. Es ist noch im Dornröschen-Schlaf, man kann sich vorstellen, wie es aussehen wird, wenn es fertig ist. Auch der Jägerhof gefällt mir, weil er ein anderes Publikum anzieht. Wegen der Puppentheatersammlung gehen dort viele Kinder und Jugendliche hin. Ich finde es wichtig, dass nicht nur gebildete ältere Menschen ins Museum gehen.«

Dem Reichtum der Kunst ganz nah sein. »Als ich zu den Freunden kam, gab es bei den Staatlichen Kunstsammlungen gerade viel Bewegung: Umbauten, Restaurierungen, Wiedereröffnungen. In dieser spannenden Phase wollte ich unbedingt dabei sein. Viele Vernissagen aus der Zeit sind mir in Erinnerung geblieben – möglich gemacht durch die Freunde. Bis heute erfahre ich vorab, was spannend und sehenswert ist.

Neben der Kunst interessiert mich als Freundin des Schönen auch die Architektur und die besondere Atmosphäre. Dazu gehören auch die Cafés und Shops. Manchmal sitze ich im Zwinger bei den Alten Meistern und beobachte Besucher und Besucherinnen aus aller Welt. Dann denke ich: Da kommt jemand aus Tokio angereist, und wir haben das alles vor unserer Haustür.

Mein Geheimtipp ist der Jägerhof auf der Neustädter Elbseite, der sich der Sächsischen Volkskunst widmet. Gerade vor Weihnachten oder Ostern herrscht dort eine geradezu heimelige Stimmung. Ich entdecke hier immer wieder, dass sich Kunsthandwerk vor der Kunst keineswegs verstecken muss.«

Ewige Wahrheit entdecken. »Meine Frau und ich hatten schon immer Jahreskarten für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Wir gingen zur Entspannung in die Museen, schauten nur. Damals hatte ich noch als Ingenieur gearbeitet und keine Zeit, tiefer in die Kunst einzusteigen und die Geheimnisse hinter den Bildern zu entdecken. Seit Renteneintritt bin ich Mitglied bei den Freunden und damit näher an der Kunst. Und näher an den Menschen – vor und hinter den Werken. Die Vernissagen bringen alle zusammen: Künstler, Kuratoren, Freunde, Interessierte.

Ich habe bei allen möglichen Veranstaltungen mitgemischt, sogar bei Mit Baby ins Museum schon das eine oder andere schreiende Baby abgelenkt.

Meine Lieblingsveranstaltung heißt "Ich zeig Dir was". Sie ist anspruchsvoll, aber auch interessant. Dort kommen Freunde mit Besuchern ins Gespräch. Es geht nicht darum, wie bei einer Führung Wissen zu vermitteln. Vielmehr wollen wir die Besucher zu einer intensiven Betrachtung anregen. Wir bereiten uns gut vor, treten aber nicht als Experten auf, das müssen wir auch gar nicht. Wenn ich mit einem Theologen über die religiösen Bilder Caspar David Friedrichs spreche, halte ich mich zurück, höre zu und lerne. Friedrichs und Rembrandts Kunst mag ich besonders gern. Ihre Werke sprechen Unbewusstes aus und bei ruhiger Betrachtung lassen sich ewige Wahrheiten herauslesen, über das Leben, Religion, die Zeit.«

Mit Kunst etwas bewegen. »Kunst spielte bei mir schon immer eine Hauptrolle. Für den Reichtum der Sammlungen begeistern und ganz nah dran sein – all das bietet eine Mitgliedschaft bei den Freunden. Schon während meiner Zeit bei den Jungen Freunden haben wir jede Menge Aktionen auf die Beine gestellt. Großartig war der Tanzflashmob mit der Palucca Hochschule. An verschiedenen Orten der Stadt haben wir damit William Forsythes Ausstellung "Black Flags" begrüßt. Oder die „Hammer. A(u)ktion“ im Lichthof des Albertinum. Die versteigerten Werke wurden von den jungen Künstlerinnen und Künstlern gestiftet, die Erlöse gingen als Spenden an minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Die Organisation – von der Auswahl der Werke, über den Katalog bis zur Auktion – hat unglaublich viel Spaß gemacht. Daraus entstand gleich das nächste Projekt, zwei Sondereditionen der Jahresgaben. Junge Kunst für die Jungen Freunde.

So ganz "jung" bin ich inzwischen zwar nicht mehr, engagiere mich aber noch immer ehrenamtlich bei den Freunden: sei es im Beirat, für den Facebook-Auftritt der Freunde oder als Live-Speaker beim Schwof. Besonders sind immer die Momente, wenn ich mit Gästen über die ausgestellten Werke und Künstler plaudere, der Funke überspringt und tolle Gespräche entstehen. Oder wenn ich das bunte Partytreiben auf den Lipsius Vibes und spannende Ausstellungseröffnungen fotografiere.«

Spannung, Begegnung, Dialog. »Ich habe mich mitreißen lassen. Marion Ackermann übernahm im November 2016 die Generaldirektion der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. In ihrem Eingangsreferat bezeichnete sie Museen als "Integrationsmotor der Gesellschaft". In der Folge entwickelte sich eine Dynamik, die sich nicht zuletzt 2018 im Zugewinn der Sammlung Hoffmann manifestierte. Erika Hoffmanns Schenkung brachte 1200 Werke nach Dresden, überwiegend moderne Arbeiten bis hin zu Videokunst. Mir gefiel diese Bewegung, dieses Aufeinanderprallen von Alten Meistern und neuen Positionen. So bin ich als Stifterin zu den Freunden gestoßen.  

Ich bin Juristin, keine ausgebildete Kunstexpertin, aber natürlich habe ich meine Favoriten. Ich liebe Käthe Kollwitz. Und ich freue mich über die Ausstellung "Johannes Vermeer – Vom Innehalten" mit Leihgaben aus ganz Europa, und als krönenden Abschluss der vierjährigen Restaurierungsarbeit des Bildes "Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster" – übrigens mein Lieblingsbild in der Gemäldegalerie Alte Meister.«